Agilität ist keine Methode, sondern eine innere Haltung! ‚Don’t do agile – be agile’.
Derzeit noch vorherrschend in Unternehmen sind funktional, objektorientierte, prozessuale oder auch Matrix -Strukturen. Warum braucht es denn überhaupt andere Strukturen und damit z.B. agile Teams? Welche Faktoren sind deiner Meinung dafür verantwortlich, das die klassischen Strukturen in Unternehmen aufgebrochen werden müssen?
- VUCA Welt
- Unternehmensstrukturen bilden die Anforderungen an die Unternehmen nicht ab
- Veränderte Mitarbeiterbedürfnisse
- KI & Digitalisierung
- Globalisierung
Statt top-down, führen und entscheiden, welches unweigerlich Bürokratie, Silos und detaillierte Instruktionen mit sich bringt geht das Bestreben vieler Unternehmen in Richtung lernende Organismen und damit häufig verbunden sind agile Teams als resiliente Systeme.
Was denkst du, welche Eigenschaften muss ein Team überhaupt mitbringen, damit es sich um ein agiles Team handelt?
- Komplexe Aufgaben (siehe Abbildung Stacy Matrix)
In der Stacy-Matrix wird deutlich, dass agiles Arbeiten immer dann sinnvoll ist, wenn die Anforderungen komplex sind und es bisher keine Lösung für die Anforderung, die Aufgabe oder das Problem gibt. Was ist der Unterschied zwischen kompliziert und komplex? Für uns als nicht ausgebildete Piloten wäre das Fliegen eines Flugzeuges kompliziert. Für einen Piloten hingegen nicht. Kompliziertheit löst sich durch Lernen auf. Komplexität hingegen drückt unüberschaubare Ursache-Wirkungszusammenhänge aus, welche ein hohes Maß an Unvorhersehbarkeit und eine Menge an Überraschungen mit sich bringt.
- Zeitlich begrenzt (Projektcharakter)
Agile Teams sind nicht so zeitstabil wie Teams in den klassischen Abteilungen, wie etwas Finanzen, Marketing, Vertrieb etc., die wir sonst aus den Unternehmen kennen. Agile Teams kommen zusammen, um eine konkrete komplex Aufgabe zu lösen. Ob es sich hier um Tage, Wochen oder Monate handelt, hängt mit der Aufgabenstellung zusammen. Eins haben die Teams immer gemeinsame, nämlich ein wertschöpfendes Ergebnis als Ziel.
- Divers und interdisziplinär
Um eine komplexe Aufgabe zu lösen sind unterschiedliche Disziplinen notwendig. Unterschiedlichste Spezialisten in ihrer jeweiligen Disziplin bilden agile Teams. Eine zusätzliche hohe Diversität bringt aufgrund der unterschiedlichen Blickwinkel einen zusätzlichen Mehrwert. Die Diversität kann sich beispielsweise in Alter, Erfahrung, Background, Nationalität etc. ausdrücken.
- End to end Verantwortung
Agile Teams haben eine sogenannte end to end-Verantwortung. Das Team ist also funktionsübergreifend und vollumfänglich für den gesamten Prozess z.B. die Entwicklung eines neuen Produktes oder einer Dienstleistung verantwortlich. Daher ist die Organisationsstruktur des Teams vertikal und nicht hierarchisch.
- Kundenzentriert
Eine weitere Gemeinsamkeit von agilen Teams ist die Kunden-Zentriertheit. Das bedeutet ganzheitlich auf die Bedürfnisse des bzw. der Kunden einzugehen. Um das zu können, ist ein tiefes Verständnis und Wissen über die Kundenbedürfnisse notwendig. Deshalb wird in agilen Teams häufig auf Co-Creation gesetzt. Bei dieser gemeinsamen Art der Gestaltung bringen Kunden z.B. ihre Ideen mit ein oder es findet sogar eine kundenindividuelle Lösung statt. Es ist also ein gemeinsamer Schaffensprozess.
- Iteratives Arbeiten
Das iterative Vorgehen zeichnet sich aus durch eine sehr grobe Planung. Das Vorgehen findet in kleinen Schritten statt, die genutzt werden, um permanent Anpassungen und Überarbeitungen vorzunehmen. Lediglich das Ziel ist definiert. Der Weg dorthin wird von den Erfahrungen und Beurteilungen innerhalb der einzelnen Schritte bestimmt. Ein gutes Beispiel hierfür ist das sehr schnelle Herstellen eines Prototypen. Anhand des Prototypen wird eine Bewertungen vorgenommen und sofortige Korrekturen und Justierungen vorgenommen, statt den Prototypen weiter zu perfektionieren, geht es wieder einen Schritt zurück und alle Erkenntnisse fließen in den Entwicklungsprozess ein. Das schnelle Prototyping soll zu einem frühen scheitern und damit schnellem Lernen führen. Ohne dieses iterative Vorgehen, werden Produkte oft direkt bis zur Markreife entwickelt und dann erst wird festgestellt, welche Fehler vorhanden sind. Diese Worst-Case-Szenario soll mit dem frühen Lernen durch den iterativen Ansatz vermieden werden.
- Experimentelles vorgehen
Agile Teams gehen meistens auch experimentell vor. Out oft he box thinking ist hier befragt. Es geht darum neue kreative Wege zu gehen und versuchsweise ungewöhnliche (Denk-) Richtungen einzuschlagen. Vielleicht hast du in diesem Zusammenhang auch schon mal das Wort ‚Musterbrecher‘ gehört, welches zum Schlagwort für dieses Vorgehen geworden ist.
- Selbstbestimmt, wenige Regeln
Wenn ein Team experimentell, iterativ, kundenzentriert, interdisziplinär usw. arbeiten soll, dann ahnst du schon, dass das nur funktionieren kann, wenn das Team eine extrem hohe Selbstbestimmung leben kann und es nur wenige Regeln gibt, die den Rahmen eines Projektes abstecken.
DOs: Als Führungskraft eines agilen Teams kommt dir eine sehr spezifische Aufgabe zu, nämlich die des Moderators. Bereits bei der Rekrutierung bzw. Zusammenstellung des Teams ist es wichtig dafür zu sorgen, dass nur Menschen mit einer ganz hohen Leidenschaft für dieses Projekt an Bord holst. Die intrinsische Motivation muss bei dieser Art von Teams extrem hoch sein, sonst wird es schwierig mit dem eigenverantwortlichen Arbeiten. Besonders gerne werden Mitarbeiter mit sogenannten T-Shape Kompetenz-Profilen in agilen Teams eingesetzt. Das sind Generalisten mit mindestens einem Spezialgebiet. Diese Art von Skill-Set bietet einen extrem hohen Mehrwert.
Deine Aufgabe ist es durch dein Verhalten die intrinsische Motivation zu befeuern. Das erreichst Du durch dadurch, dass du für Offenheit und Transparenz sorgst. Die absolute Transparenz vorallem im Hinblick auf das zu erreichende Ziel ist die Basis für alle Entscheidungen die das Team im Rahmen des Projektes treffen wird. Deine Rolle ist hier die eines Moderators. Du stehst quasi außen vor und deine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass alle notwendigen Ressourcen und Kompetenzen vorhanden sind, damit das Team das definierte Ziel erreichen kann. Du unterstützt bei Konflikten und deren Lösung. Es geht darum, dass du das Team zu jederzeit arbeitsfähig hältst. Sich nicht einzumischen, bedeutet viel Vertrauen zu schenken und die Verantwortung für die Arbeitsinhalte und Zwischenergebnisse an das Team abzugeben. Du trägst signifikant dazu bei, dass eine Lernkultur etabliert ist und statt bei Fehlern die Schuldigen zu suchen, die Fehler zu analysieren und schnell aus ihnen zu lernen, statt das zum Fehler geführte Verhalten zu bewerten oder zu verurteilen. Fuck up’s sollen mit dem gesamten Team geteilt werden, statt das sie unter den Teppich gekehrt werden. Da agile Teams mit unterschiedlichen agilen Arbeitsmethoden (SCRUM, Desing Thinking etc.) arbeiten, ist dein Job im Sinne von Empowerment dem Team unterschiedliche Methoden vorzustellen und sie zu befähigen diese auch anwenden zu können. Über die Wahl der jeweiligen eingesetzten Methoden bestimmt allerdings das Team. Da Kreativität Raum braucht, stelle sicher, dass dein Team auch die Möglichkeiten für die Visualisierung der Arbeitspakete hat.
Zusammengefasst: Als Moderator eines agilen Teams entscheidest du dich gegen
- starre Hierarchien und träge Entscheidungswege
- Silo-Denken und einem Führungsstil auf Basis von Machtspielen und Kontrolle
Dafür förderst Du:
- Transparenz und Offenheit
- eine Vertrauens -und Lernkultur
- interdisziplinäre und abteilungsübergreifende Teamarbeit
- organisierte Selbstverantwortung
- Entscheidungen dort, wo das Know-How is
Hinterlasse einen Kommentar