Laut diverser Umfragen geben über 80% der befragten Mitarbeitenden in deutschen Unternehmen an, dass sie Feedback von ihren Führungskräften vermissen. Neben der genommenen Chance auf Weiterentwicklung, herrscht vieler Orts noch das Paradigma, dass so lange es keine Kritik hagelt, wohl alles ok sei. Meiner Auffassung nach ist es eine der wichtigsten, wenn nicht sogar die wichtigste Führungsaufgabe, Feedback zu geben, damit die Mitarbeiter*innen wissen wo sie stehen.

Als Führungskraft trägst du die Verantwortung dafür, dass deine Mitarbeiter*innen in der Lage sind, ihr eigenes Verhalten zu hinterfragen und angstfrei nach Lösungen suchen. Lasse sie auf einem sicheren Terrain ‚spielen‘ und erwähne ihre guten Seiten, damit sie offen sind, ihren persönlichen Handlungsspielraum und ihr Repertoire zu erweitern

Um richtig Feedback zu geben muss ich als Führungskraft ein paar einfache Regeln beachten und muss verstehen, dass Feedback ein Geschenk an meine Mitarbeiter ist

Feedback ist die Rückmeldung darüber, wie ich das Verhalten und die Leistung meines Mitarbeitenden wahrnehme und erlebe. Konstruktives Feedback gibt unseren Mitarbeitenden Orientierung und ermöglicht Verhaltensweisen zu korrigieren, die nicht die beabsichtigte Wirkung erzielen. Sehr oft sind unseren Mitarbeitenden manche Bereiche ihres eigenen Verhaltens nicht bewusst und sie sind dankbar für die Möglichkeit, ihr Verhalten zukünftig anzupassen und sich weiterentwickeln zu können

Feedback hilft Missverständnisse zu klären und Erwartungen klar zu formulieren. Die meisten Störungen und Missverständnisse kommen dann gar nicht erst auf oder können schnell wieder ausgeräumt werden.

Wer als Führungskraft Feedback gibt, gibt den Mitarbeitenden wertvolle Information für die persönliche Weiterentwicklung. Um erfolgreich Feedback zu geben, ist es wichtig, dass Du Dich an die folgenden Regeln hältst:

  • Ich-Botschaften senden – „Ich empfinde…“, Ich wünsche mir…“, Ich habe beobachtet
  • Konkret sein, Beispiele nennen – In dem letzten Gespräch mit dem Kunden XY, Gerade eben bei dem Telefonat, bei unserem gestrigen Kundentermin, heute im Meeting,..
  • Beschreiben statt bewerten und Interpretationen vermeiden – Ich habe mitgekommen, dass den Kunden nicht nach der Kundenkarte gefragt  hast
  • Zeitlich so unmittelbar wie möglich – Am besten sofort unter vier Augen/Ohren. Manchmal ist es gut eine Nacht darüber zu schlafen
  • Positive Formulierung  – „Ich wünsche mir, dass…“ statt „Du sollst nicht…

Leider geben wir in unserer täglichen Zusammenarbeit unseren Mitarbeitenden zu wenig oder kein Feedback. Wir nehmen an, diese wüssten, was wir denken und erwarten.  Nicht nur das, wir nehmen auch oft an, unsere Denkweise und Erwartungshaltung sei für alle Selbstverständlich bzw. quasi „normal.Feedback macht auf konstruktive Weise aufmerksam auf unbewusste oder unangebrachte Verhaltensweisen. Es ist aber auch ein zentrales Werkzeug um positives Verhalten zu verstärken und zu bestätigen. Es bietet Hilfe und Unterstützung, um neue Verhaltensweisen zu erlernen. Leider wird das sehr häufig vergessen! Das gemeinsame Suchen von Handlungsalternativen, die die gewünschten Ergebnisse wahrscheinlich machen, gehört mit zu deiner Führungsaufgabe.

Feedback sollte immer wertschätzend und konstruktiv sein. Damit das gelingt, hilft folgender Fahrplan:

  • Beobachten und ggf. Notizen machen
  • Beschreiben „Ich habe gesehen, beobachtet, wahrgenommen,…“
  • Bewerten „Auf mich wirkt das…“
  • Empfehlen „Ich wünsche mir, erwarte, empfehle,…“

Neben der Methode des Feedbacks gibt es auch die Methode des ‚Feed Forward‘. Diese ist auch eine Rückmeldung, aber vorwärts gedacht. Insbesondere bei sensiblen Mitarbeitern*innen oder wenn die Vertrauensbasis zwischen dir und deinem Team noch nicht gefestigt ist, lösen Feedbacks oft negative Reaktionen aus. Warum? Weil die Mitarbeiter befürchten, dass das, was jetzt kommt, eher negativ sein wird. Deshalb ist es eine gute Alternative insgesamt alle Mitarbeiter*innen dazu zu ermuntern sich selbst Feedback zu geben. Diese Situation wird eher als Belohnung statt als Bedrohung wahrgenommen. Das hängt damit zusammen, dass unser Gehirn das was wir uns selbst als Rückmeldung geben leichter annimmt, als das was von anderen Personen und insbesondere der Führungskraft kommt. Bei dieser Art des Feedback in einem Verhältnis von 3:1 von positivem zu konstruktivem Feedback wird eine Kultur geschaffen, in der unsere Mitarbeiter*innen Bestätigungen für das, was sie gut machen erhalten, daraus lernen und das konstruktive Feedback ihrer persönlichen Entwicklung dient. Auf dieser Basis entsteht eine Kultur, die geprägt ist von Vertrauen in sich selbst und andere und die Lernen und kontinuierliche Entwicklung fördert.

‚Self-directed FeedForward‘ schafft dafür den Rahmen. In Step 1 und 2 geht es um das Selbstbild und erst im Step 3 um den Abgleich mit dem Fremdbild des Feedback-Gebers.

Selbstbild:

Step 1: „Nenne 5 – 10 Dinge, die du richtig gut gemacht hast. Was ist dir besonders gut gelungen?“

Step 2: „Was würdest du zukünftig anders machen oder optimieren?

Fremdbild:

Step 3: „Darf ich dazu noch etwas ergänzen?“

Diese Art der Rückmeldung fördert darüber hinaus die Art, wie mit Fehlern umgegangen wird und zahlt auch auf das Konto psychologische Sicherheit ein.

Feedback ist eine Königsdisziplin für Führungskräfte. Bleib dran, reflektiere dich immer wieder und lerne aus deinen eigenen Erfolgen und Fehlern. Viel Spaß und Erfolg beim Anwenden der Techniken.